Die ersten 10 Jahre (1963 - 1973)
Aus der Clubzeitschrift „Die Pinne“ herausgepickt:
Mangels Protokollen aus den Anfangsjahren haben wir die Clubzeitschrift „Die Pinne“ durchforscht, welche anlässlich der GV vom 16. März 1968 ins Leben gerufen wurde und im April 1969 erstmals erschien. Die Redaktion bestand aus den Herren W. Birchler, K. Braun, H. Henzi, M. Heuberger, F. Kurmann, P. Müller und R. Oetiker. Unter dem Namen ihrer jeweiligen Schiffe schrieben die Redaktoren viel Informatives: Vereinsnachrichten, Artikel über Seemannschaft, erste Hilfe, Wetter, Regattenregeln, Knoten, spannende Erlebnisberichte, usw. Es wurde aber auch mit spitzer Feder genüsslich über Siege und Niederlagen der einzelnen Mitglieder hergezogen, köstlich illustriert von Zeichner „Muck“.
Die Auswahl aus den zahlreichen Berichten viel schwer. Schlussendlich haben wir uns entschlossen, das Schwergewicht auf die Wiedergabe der Stimmung im Club zu legen, also eher die menschliche und sportliche Seite zu beleuchten.
Ab 1964 war Hansruedi Henzi als Sportchef tätig. Er hatte ein volles Programm, bestehend aus Trimmfahrt, Schindelifahrt, Ufenauregatta, Langstreckenfahrt, dreitägiges Segelweekend, Männerfahrt, Piratenfahrt, Segeleinzug.
LÄLLEKÖNIG, der „giftigste“ der Redakteure, konnte aber aber durchaus auch über sich selber lachen. So lesen wir in Pinne No. 3: „Mit flottem Wind waren wir COLOMBA und LÄLLEKÖNIG, von fast zuunterst des Sees bei regelmässiger Bise bis in die Region Ufenau gekommen. … [Nach rustikalem Zvieri mit ordentlich kühlem Wein] … Das Ablegemanöver verlief beidseitig ohne Zwischenfälle, und der harte Bord-an-Bord-Kampf konnte beginnen Noch etwas in der Abdeckung der Insel machte es den Anschein, wir könnten die COLOMBA halten, aber bald mussten wir feststellen, dass dies ein Wunschtraum war. Sie zog in einem Masse davon, wie wir das wirklich nicht gewohnt waren. … Alle Hände an Deck waren emsig damit beschäftigt, das Boot zum Laufen zu bringen … Es war zum Verzweifeln! Nahe daran, wenn nicht COLOMBA mich nach einer grinsenden Umkreisung gefragt hätte, was denn die vom Spiegel ins Wasser führende Trosse dort suche! – Der ANKER! Unversehens war ich das Opfer meines eigenen Erfindergeistes geworden. Um mir die Arbeit des Ankerwaschens zu ersparen, wollte ich ihn einfach ein wenig unter der Wasseroberfläche nachschleppen. Das vorüberströmende Wasser täte dann den Rest. Diesbezügliche Versuche hatten die Richtigkeit der Theorie einwandfrei bestätigt. Nur – man sollte den Anker besonders bei hart gesegelten Zweikämpfen beizeiten wieder hochholen!“
Dass man mit dem Anker allerlei Ungemach anrichten kann, erfuhren auch die Eigner der MISS CANADA anlässlich einer Bootstaufe: „An dieser Leine fehlte tatsächlich ein Meter Länge, sonst hätte es nicht passieren können, dass der Anker mit einem Kometenschweif selbständig durch dieLuft flog…“ (JAN WELLEM in Pinne No. 4)
ORPHEUS bekam an seiner Taufe seinerseits eine Beule, zertrümmerte ihm doch die Champagnerflasche das Buglicht… Das anschliessende Raketenfeuerwerk tröstete über den Schaden hinweg.
Berühmt und berüchtigt sind die Männerfahrten nach Lachen schon immer gewesen, doch diejenige von 1969 übertraf alle Befürchtungen. Otto Bruhin bekam unverschuldet in einer Schlägerei unter Südländern einen Stuhl auf den Kopf, Peter Müller musste ihm mit Verbandsmaterial einen farbenfrohen Turban basteln. Andere mussten erfahren, dass man mit einem Schuhkarton voll Schnapsflaschen nicht gut tschutten kann. Walti Birchler geriet in eine Tombolaveranstaltung und kehrte mit einer Kaffeemaschine zurück, die er für einen Unbekannten hüten musste, der bis Beizenschluss nicht mehr erschien… Zu guter Letzt musste Peter Müller im trüben eiskalten Wasser nach seinem Portemonnaie fischen (und das sei längst nicht alles gewesen, lesen wir in Pinne No. 4 von JAN WELLEM).
1969 gab es anstelle der Piratenfahrt als besonderen Anlass eine Damenregatta im Juli, an welcher ausschliesslich Damen an der Pinne sassen. Es galt einen Dreieckskurs zu segeln.
Zur Damenregatta aus der Pinne No. 3, Okt. 1969: „… mussten doch die Herren Eigner und Mannschaftstyrannen die Führung des Bootes der Ehefrau, Freundin oder wem auch immer überlassen. … Beim Start mit leichtem Westwind zeigte sich schon, dass die Damen nicht nur mit Strupper und Waschpütz umzugehen wussten, sondern ebenso gut mit Schot und Pinne!“ Siegerin bei den Yachten wurde Frl. Berger auf CONFIANCE, bei den Jollen Frau L. Krieg auf VIKING.
Ein beliebter und gediegener Anlass war jeweils der Chlaus-Abend. Der Pinne No. 4 entnehmen wir unter anderem das Versli von ELVIRA: „De Gnosseschaftsdiräkter hät än Brief schriebe la, „jä grüezi wohl Frau Stirnimaa, säged Sie wie läbed Sie wie säglet Ihre Maa? Isch är nämlich ä Niete, chan är bi eus kän Standplatz miete!“
1970 begann die Saison mit der GV am 14. März. Während die Männer an der Versammlung diskutierten und Beschlüsse fassten, waren die Frauen beim Kegeln! Nach der Versammlung gab es ein gemeinsames Nachtessen, und Edi Fäh sowie sein Bruder Hans spielten zum Tanz auf. „Nur langsam leerte sich der Saal, und im Restaurant warfen die meisten nochmals Anker.“ (ELVIRA in Pinne No. 5).
Das Jahresprogramm 1970 von Sportchef ALABAMA (H.R. Henzi) sah wie folgt aus:
- Trimmfahrt: Samstag, 25. April
- Ufenauregatta: Samstag, 9. Mai und Sonntag, 10. Mai
- Schindelwettfahrt: Sonntag, 31. Mai
- Langstreckenfahrt: Samstag/Sonntag, 13./14. Juni
- Piratenfahrt: Samstag, 4. Juli
- Weekend: Freitag bis Sonntag, 14. Bis 16. August
- Orientierungsfahrt: Samstag/Sonntag, 5./6. September
- Distanzfahrt: Samstag, 26. September
- Segeleinzug: Samstag, 17. Oktober
Ausserdem gab das Blaue Band des SCPF: Der Kurs war Pfäffikon – Bächau – Stäfnerstein – Pfäffikon oder umgekehrt. Es galt, diesen Kurs in kürzester Zeit zu umsegeln. Das konnte man individuell tun, musste aber die gesegelte Zeit durch ein anderes Clubmitglied kontrollieren und bestätigen lassen.
Fasnacht 1970 (Pinne No. 5)
Ein in den 60er-Jahren aktuelles, heute zum Glück fast vergessenes Thema war die Gewässerverschmutzung! Es gab noch kaum Kläranlagen und der See war zum Teil arg verschmutzt. Der SCPF gestaltete 1969 zu diesem Thema einen Fasnachtswagen unter dem Motto „än dräckige Täich isch än Säich!“
ORPHEUS und LÄLLEKÖNIG haben dazu ein Gedicht verfasst:
„Sportchef war zwei Tage krank – jetzt trinkt er wieder, Gottseidank!
Fasnachtswagen – Balken sagen – Wasserwaagen BIER HERTRAGEN
Bier im Magen – Malen Wagen –Schofföhr sagen RUM AUF WAGEN
Umzug wagen – Rum in Kragen – Bögen wagen PFLASTER LAGEN (es gab einen Vortrab auf Rollschuhen, dessen Einsatz mit einem spektakulären Sturz endete, die Red.)
Doktor tragen – Augen klagen – aufgeschlagen – KAUM ERTRAGEN!“
Weiter lernen wir in Pinne Nr. 6, wie man einen perfekten Regattastart hinlegt und dass die Lenkstange des Schiffs „Pinne“ heisst, sonst würde ja die Clubzeitschrift „Lenkstange“ heissen!
In Pinne No. 7 ist von einem grossartigen Tauffest die Rede: 4 Boote (Miss Canada, Struppi, Contest und Vogel) wurden mit einem grossen Essen, bestehend aus Schinken, Kartoffelsalat und Fassbier, eingeweiht. Und, wie damals üblich, mit Musik und Tanz bis in die Morgendämmerung gefeiert. Auf der Rückfahrt zwischen Ufenau und Pfäffikon schlief dann der eine Skipper ein und mit ihm seine Crew und stellte fest, dass er mit seinem Schiff „frei ankern kann, ohne einen Anker rauszuwerfen“. Der Anker schlief in der Backskiste.
Haupttraktandum an einer a.o. GV vom 18. September 1970 war das Clublokal. Man durfte bei Cäsi Huber beim Restaurant Schiff ein Lokal benutzen, aber nur vorläufig, Bewirtung und Ausschank waren nach den damals geltenden Gesetzen nicht erlaubt, und auch für das Material hätte man mehr Platz gebraucht. Die Versammlung beschloss, ein neues Lokal zu mieten, selbst wenn dies mit einer Erhöhung des Jahresbeitrages verbunden wäre.
Wir wissen bereits, dass der Club damals schon aus trinkfreudigen Menschen bestand. Man stelle sich die Enttäuschung vor, als ausgerechnet dem Knotenspezialist des Clubs ein Fass Bier im See versank, weil sein „Spezialknoten“ nicht gehalten hatte.
Im Februar 1969 war mit dem Bau des Hafens begonnen worden. Ledischiff um Ledischiff der Firma Kibag erschien und entlud die massive Fracht. Nach und nach erhob sich der Damm über die Wasserlinie. Die Holzbaufirma Anton Müller war für die Pfählung zuständig. Nach diesen grossen Vorarbeiten wurde der Hafen in recht kurzer Bauzeit vom Februar bis Juni 1970 gebaut.
Es war ein schöner Hafen geworden, der Bevölkerung wie Seglern Freude bereitete. Ein stattlicher Takelmast wurde errichtet, an dem schon bald der Stander des SCPF wehte. Am Ende der Hafenmohle wurde ein selbst ertauchter Anker als Erinnerungsdenkmal erstellt. Blumenkästen und Sitzbänke rundeten das schöne Bild ab.
1971 zählte der Club 41 Vollmitglieder, der Clubbeitrag betrug für Vollmitglieder Fr. 60.--, für angeschlossene Mitglieder Fr. 30.—pro Jahr. Zusätzlich wurde eine einmalige Eintrittsgebühr von Fr. 60.—verlangt.
Neueröffnung des Hotel-Restaurant Schiff
Am 17. März 1971 konnten die Wirtsleute Rita und Cäsar Huber-Butti das neu erstellte Hotel-Restaurant Schiff in Betrieb nehmen. Ab jetzt hat der Club hier ein neues Stammlokal.
1971 lesen wir von einer aufregenden Langstreckenfahrt. Vor dem Start Sturmwarnung, die dann aber abstellte, so dass der Start nicht verschoben werden musste. Hart gegenan kämpften sich die 22 von 32 gemeldeten Booten Richtung Zürich. Am Zürichseehals Au mussten dann einige infolge Havarie und anderen Umständen die Wettfahrt aufgeben. Regenböen und Schauerregen. Der Wind blies anhaltend stark und beruhigte sich erst gegen 2 Uhr morgens. Sogar einen Ruderbruch gab es. Der Skipper und seine Tochter konnten sich jedoch ohne fremde Hilfe ans schützende Ufer retten. Nur 8 Boote hielten bis am Schluss durch.
Hafeneinweihung
Der wichtigste Anlass des Jahres 1971 war zweifellos die Einweihung des Hafens. Rund 100 Boote kamen von allen Orten des Zürichsees. Hochwürden Pater U. Kurmann segnete den Hafen ein. Danach wurde drei Tage lang mit spielerischen Wettkämpfen, Musik und Tanz gefeiert.
Die Ufenau-Putzete geriet zu einem gemütlichen Volksfest mit romantischem Feuerschein, Speis und Trank.
Für besonders seemännisches Verhalten wurde Peter Krieg geehrt: Er war Strohwitwer und bekleidete sich steuerbord mit einer grünen, backbord mit einer roten Socke. Hierfür erhielt er eine grün/rote Anstecknadel der International Positions Lights Corporation. (aus Pinne 11, S. 17)
1972 verlief die Trimmfahrt bei Regen und starkem Wind recht chaotisch, was dazu führte, dass man kurz darauf einen Theorieabend im Clublokal veranstaltete. Die aufgefrischten Kenntnisse konnten die Teilnehmer der Ufenauregatta bei schönem Wetter und leichter Brise gleich anwenden. Aber Schwarze Schafe gab es damals: „… ein Mitglied, welches nicht an den Regatten teilnimmt, mit unsportlichem Verhalten die Regattateilnehmer behindert und unsicher machen muss, ganz abgesehen von den Paradefahrten über die Ziellinie während des Ziellaufs anderer Boote!“ (Pinne 12, S. 6)
An der GV vom 18. März 1972 konnte Karl Braun über das tolle finanzielle Ergebnis des Hafenfestes berichten: 1‘150 Eintrittskarten waren verkauft worden. Es blieb ein Überschuss von Fr. 7‘485.--. Das Thema Clubhaus wurde wieder aktuell, da Cäsi Huber den Vertrag für das Clublokal nicht erneuerte. Eine Stammtischplauderei über die Clubzeitung artete beinahe zur Spaltung des Clubs aus! Eine Aussprache einige Wochen nach der GV renkte die Dinge wieder ein.
Vom 7.-9. Juli 1972 fand ein Club-Weekend auf der Bätzimatt statt. 13 Boote nahmen teil, Edy Fäh holte sein „Schifferklavier“, zwei Fass Bier kamen auf einem blauen Bierschiff, Holz wurde herbeigeschafft und unter prächtigem Sternenhimmel wurde fröhlich gefeiert. Die Einkaufstour am folgenden Tag geriet zu einer Pintenchehr, bei der viel gesungen wurde. Auch sportlich mussten die Teilnehmer sein, denn Edy, der Unterhaltungschef des Clubs, hatte einen Parcours ausgesteckt, der Rennen, Paddeln, Pfeilschiessen und Sackgumpen enthielt! Und alles endete wiederum feucht fröhlich. Man kann sich kaum vorstellen, dass ein Redaktor in Pinne No. 13 beklagt, das Clubleben sei schwächer geworden, es würden sich Grüppchen bilden, weniger Mitglieder würden aktiv teilnehmen – damals schon?
1973 war das Jubiläumsjahr des SCPF. Der Club zählte damals 74 Mitglieder. Präsident Carl Emil Theiler sagte es in Pinne No 14 fast poetisch:
„Zusammen bleiben und unsere Route gemeinsam bestimmen. Leichte Brisen machen es uns leicht, den richtigen Kurs zu steuern. Aber auch schwere See soll keinen vom Kurs abtreiben. Jede Böe geht zu Ende, jeder Sturm flaut wieder ab. Mancher Sturm versuchte an unseren Masten zu rütteln, aber nichts konnte ihnen etwas anhaben. Im gleichen Sinne gehen wir gemeinsam ins Jubiläumsjahr 1973.“
Themen an der GV vom 17. März 1973 waren natürlich die Planung des Jubiläumsfestes, die Neufassung der Statuten und die Anschaffung neuer Clubstander. Damals schon wurde über die Förderung der jungen Segler diskutiert, doch nichts geplant, da „zu wenig Interesse“ vorhanden wäre.
Am 9. Juni 1973 fand wieder einmal eine Bootstaufe gleich von 4 Schiffen statt.
Das Jubiläumsfest "10 Jahre Segelclub Pfäffikon" vom 10. – 12. August 1973 wurde eine richtig grosse Sache: Am Samstagabend führte Edy Fäh mit Mitgliedern des Clubs ein Seemanns-Musical auf...